Drei Fragen zum Religionsunterricht

Nachricht 18. Oktober 2022

Interview mit Dr. Kerstin Gäfgen-Track,
Bevollmächtigte der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, und
Dr. Jörg-Dieter Wächter,
Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bistum Hildesheim.

Der Beratungsprozess zum christlichen Religionsunterricht läuft jetzt seit eineinhalb Jahren. Es gab viele Veranstaltungen und Diskussionen. Was sind die wesentlichen Punkte, die sich bisher ergeben haben?

Wächter: Für uns war es eine entscheidende Erkenntnis, dass der christliche Religionsunterricht (CRU) so gestaltet werden kann, dass er dem Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes entspricht. Das Grundgesetz sagt, dass Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen ein ordentliches Lehrfach ist, das in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt wird. Der CRU kann so gestaltet werden, dass er konfessionell und ökumenisch zugleich ist.

Gäfgen-Track: Gefreut hat uns die breite Zustimmung, die wir in zahlreichen Diskussionsrunden zum CRU erfahren haben. Wir glauben, dass die Zeit reif ist für diese Weiterentwicklung des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts. Gelernt haben wir viel aus den kritischen Einwänden und Nachfragen.

Beim Symposion haben jetzt 200 Fachleute zum ersten Mal live miteinander diskutiert. Was sind die wichtigsten Impulse für den weiteren Prozess?

Wächter: Das Symposion war eine sehr dichte und inhaltlich anspruchsvolle Veranstaltung. Deshalb wäre es eine Verkürzung, einzelne Aspekte herauszuheben. Es wurde deutlich, wie komplex das Vorhaben CRU ist, aber auch wie notwendig angesichts der Situation des Religionsunterrichts an den Schulen. Der Rückenwind aus der Religionspädagogik und der ökumenischen Theologie, aber auch aus der Rechtswissenschaft bestärkt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.

Wenn alles gut läuft: Wann wird der CRU starten?

Gäfgen-Track: Wir haben eine Roadmap entworfen, in der wir so detailliert wie möglich erfassen, welche Aufgaben abzuarbeiten sind, welche Prozesse laufen müssen und bis wann welche Ziele erreicht sein sollten. In dieser Planung gehen wir davon aus, dass der CRU am 1. August 2025 starten kann. Das klingt spät, hängt aber mit der Fülle und der Komplexität der Aufgaben zusammen: Die Kirchengremien müssen endgültig entscheiden, und wir müssen den Konsens mit dem Land Niedersachsen suchen. Die Rahmenbedingungen müssen geklärt werden, und außerdem müssen die Kerncurricula, also Lehrpläne, für alle Schulformen und alle Jahrgänge angepasst oder neu entwickelt werden.

Quelle: Drei Fragen an im Newsletter der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, 18. Oktober 2022