2019: Reformation neu feiern - Wahrheit

Nachricht 31. Oktober 2019

Gottesdienste und andere Highlights in Niedersachsen

Zum zweiten Mal ist der Reformationstag ein regulärer staatlicher Feiertag in Niedersachsen. Zusätzlich zu den vielen hundert Gottesdiensten in den Kirchengemeinden wird es zahlreiche Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, ökumenische und interkulturelle Begegnungen geben. Im Vordergrund soll der Austausch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, ökumenischen Partnern oder anderen Religionsgemeinschaften stehen.

Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen hat ihren Kirchengemeinden in diesem Jahr vorgeschlagen, die Gottesdienste und Veranstaltungen unter die Überschrift "Reformation neu feiern: Wahrheit" zu stellen.

Der Vorsitzende des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister, sagt dazu: "Warum Wahrheit? Die Reformation hat viele Veränderungen und Errungenschaften gebracht. Eine besondere ist: der einzelne Mensch ist verantwortlich für die Suche nach Wahrheit. Dahinter steckt der Gedanke: Glaubt nicht den Institutionen, glaubt nicht den Autokraten, den Wichtigtuern, die behaupten, sie wissen, was die Wahrheit ist. Sondern macht euch selbst auf den Weg. Das ist nicht einfacher geworden in Zeiten von Fake news, von Menschen, die behaupten, sie wissen, wo die Wahrheit liegt. Die Reformation öffnet den Weg dafür, kritisch und selbstbewusst darüber nachzudenken, was die Wahrheit ist. Das bleibt der Auftrag, auch 502 Jahre nach der Reformation." Meister predigt im Festgottesdienst zum Reformationstag um 10 Uhr in der Marktkirche Hannover.

Besondere Veranstaltungen in den Kirchen der Konföderation:

+ 30. Oktober, 19 Uhr, Marktkirche Hannover: In der Reihe "Was gesagt werden muss. Judentum und Reformation" hält Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Direktor der Berliner Stiftung "Topographie des Terrors", einen Vortrag zum Thema "Jüdische Sichten auf den Reformator Martin Luther" und diskutiert im Anschluss mit Landesbischof Ralf Meister. https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/pressemitteilungen/landeskirche/2019/2019_10_23

+ 31. Oktober, 19 Uhr, AOIDE Symphonie spielt in der Marktkirche Hannover als deutsche Erstaufführung die 1. Sinfonie des britischen Komponisten Frederic Cliffe (1857-1931).
https://www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2019/10/22

+ Gottesdienst im Braunschweiger Dom am 31. Oktober um 11 Uhr mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies (Humboldt Universität Berlin) als Gastprediger
www.landeskirche-braunschweig.de

+ Gottesdienst im Kaiserdom Königslutter am 31. Oktober um 10:30 Uhr mit Landesbischof Dr. Christoph Meyns
www.landeskirche-braunschweig.de

+ 30. Oktober, 19.30 Uhr, Neue Kirche in Emden: Grenzen der Toleranz - Ein Podiumsgespräch zum Reformationstag 2019 mit Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher, Bundestagsabgeordnete Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), Bundestagsabgeordneter Johann Saathoff (SPD), Oberbürgermeister Tim Kruithoff
www.reformiert.de

+ 30. Oktober, 19.00 Uhr, St.-Martini-Kirche Stadthagen: "Wie viel Religion braucht die Demokratie?"
Interkulturelle und interreligiöse Veranstaltung am Vorabend des Reformationstages, Bundespräsident a.D. Christian Wulff spricht über "Mein Blick auf das demokratische Zusammenleben und die Aufgabe der Religionsgemeinschaften."
www.landeskirche-schaumburg-lippe.de

+ 31. Oktober, 10 Uhr, Stadtkirche in Jever: Radiogottesdienst zum Reformationstag zum "Reformation neu feiern: Wahrheit". NDR Info und der Deutschlandfunk übertragen am 31. Oktober live ab 10:00 Uhr (Deutschlandfunk ab 10:06 Uhr). 

Pressemitteilung der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, 28.10.2019

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Seit 2018 ist der Reformationstag in Niedersachsen ein gesetzlicher Feiertag. Jedes Jahr von neuem soll der Tag „fröhlich, offen, ökumenisch, interreligiös und mit Blick auf die zentralen Fragen unserer Gesellschaft“ begangen werden, so der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Landesbischof Ralf Meister (Hannover) im Jahr 2018.
Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen werden den Reformationstag 2019 feiern als einen Tag, an dem wir grundsätzlich über Kirche und Gesellschaft nachdenken.

Für 2019 schlägt die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen das Thema „Wahrheit“ vor.
Die Internetseite reformation-neu-feiern.de bietet dazu zahlreiche Vorschläge für Gottesdienste und bietet neben biblischer Besinnung Material, um auch spielerisch nach "Wahrheit" zu fragen. 

https://www.reformation-neu-feiern.de/ 

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epd-Meldungen zum Reformationstag

Bischöfe sehen Reformationstag gestärkt

Hannover/Braunschweig (epd). Evangelische Bischöfe in Niedersachsen sehen ein Jahr nach der Einführung des dauerhaften gesetzlichen Feiertages im Land die öffentliche Wirkung des Reformationstages gestärkt. "Die gesellschaftliche Wahrnehmung dieses Feiertages geschieht vor allen Dingen über die zahlreichen Gottesdienste und Veranstaltungen in ganz Niedersachsen", sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn etwa Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am 31. Oktober in Wunstorf auf die Kanzel steige, sei dies nur ein Beispiel für eine gute gesellschaftliche Wirkung.

Im Streit vor der Einführung des Feiertages im vergangenen Jahr hatten die evangelischen Kirchen betont, sie wollten den Reformationstag offen, ökumenisch und interreligiös mit Blick auf zentrale Fragen der Gesellschaft begehen. Meister betonte: "Dieses Ziel wird in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen eingelöst." Einer Umfrage zufolge seien viele interreligiöse Veranstaltungen geplant. Unter anderem predige der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer in Hildesheim. In der Marktkirche Hannover werde am Vorabend des Feiertages mit einem Vortrag des Vorsitzenden der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, Andreas Nachama, die 2018 begonenen Reihe zu Judentum un Reformation forgesetzt.

Der Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns sagte, der Tag sei zwar in der Geschichte in erster Linie mit dem Reformator Martin Luther verknüpft. "Aber schon damals ging es um Reformen." Deshalb sei der Feiertag heute ein guter Tag, um ökumenisch und mit anderen Religionsgemeinschaften über die Herausforderungen der Zeit nachzudenken. Dies könne gemeinsam mit allen geschehen, denen das Gemeinwohl wichtig sei: "Zum Beispiel im gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus."

Der Landtag in Hannover hatte im Juni vergangenen Jahres entschieden, den Reformationstag zum Feiertag zu machen. Neben religionskritischen Gruppen hatten vor allem die jüdischen Gemeinden den Reformationstag mit dem Hinweis auf judenfeindliche Äußerungen des Reformators Martin Luthers (1483-1546) abgelehnt. Auch die katholische Kirche votierte gegen den Reformationstag. Der Reformationstag wird in diesem Jahr in Norddeutschland zum zweiten Mal als regulärer Feiertag begangen.

Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen haben ihren Kirchengemeinden vorgeschlagen, ihre Veranstaltungen in diesem Jahr unter das Motto "Reformation neu feiern: Wahrheit" zu stellen. Der Tag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen gegen Missstände in der mittelalterlichen Kirche durch Luther am 31. Oktober 1517. (7065/27.10.19)

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Theologen sehen Reformationstag als Impulsgeber

Oldenburg/Leer (epd). Der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag am 31. Oktober setzt nach Auffassung der leitenden evangelischen Geistlichen im Nordwesten wichtige inhaltliche Impulse für die ganze Gesellschaft. Er mache Errungenschaften der Reformation wie Freiheit und Toleranz für die Zukunft der Gesellschaft fruchtbar, sagte der oldenburgische Bischof Thomas Adomeit dem epd. Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher bekräftigte in Leer, der Tag trage dazu bei, "dass wir uns in den Veränderungen der Gegenwart der Wurzeln nicht nur unserer Kirche, sondern auch unserer Kultur bewusstwerden".

Adomeit bezeichnete den 31. Oktober "als einen Tag des Miteinanders und der Versöhnung". Das zeige sich in fröhlichen Begegnungen mit Menschen anderer Konfessionen und Religionen. Adomeit und Heimbucher verwiesen in diesem Zusammenhang auf Gottesdienste, die ökumenisch gefeiert werden. "In manchen Reformationsgottesdiensten übernehmen erfreulicherweise auch Geistliche aus der römisch-katholischen Kirche die Predigt", verdeutlichte Heimbucher.

In diesem Jahr sei die zentrale Veranstaltung der oldenburgischen Kirche in der katholischen St.-Josef-Kirche in Cloppenburg geplant, führte Adomeit aus. Veranstaltet werde sie gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Niedersachsen und mit Vertretern der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) und der Neuapostolischen Kirche. Heimbucher betonte, die Einführung des Feiertags habe zu einer deutlichen Zunahme und Intensivierung der kirchlichen Aktivitäten um den Reformationstag geführt.

In Niedersachsen hatten neben religionskritischen Gruppen vor allem die jüdischen Gemeinden den Reformationstag als Feiertag mit dem Hinweis auf judenfeindliche Äußerungen des Reformators Martin Luthers (1483-1546) abgelehnt. Auch die katholische Kirche war gegen den Reformationstag.

Der Tag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen gegen Missstände in der mittelalterlichen Kirche durch Luther am 31. Oktober 1517. Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen hatten im vergangenen Jahr dem Reformationstag als neuem gesetzlichen Feiertag zugestimmt, der damit in den Bundesländern nun zum zweiten Mal regulär arbeitsfrei ist. In Mecklenburg-Vorpommern ist er wie in ganz Ostdeutschland außer Berlin bereits seit der Wiedervereinigung ein gesetzlicher Feiertag. (7066/27.10.19)

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Leitender Theologe: Reformationstag Gegenpol zu Kommerz

Bremen (epd). Die Bremische Evangelische Kirche setzt mit ihrem Programm zum Reformationstag (31. Oktober) nach Auffassung des leitenden Bremer Theologen Bernd Kuschnerus einen "klaren Gegenpol zur Kommerzialisierung von Geselligkeit". Unter dem Motto "Freiheit in Vielfalt" biete sie Alternativen zum Kommerz und zum zeitlich eng getakteten Alltag, sagte der Schriftführer der bremischen Kirche dem epd. "Für uns stehen das Miteinander, der Dialog und der Kontakt im Mittelpunkt", betonte Kuschnerus.

Das Konzept offener Angebote sei vergangenes Jahr mit etwa 7.500 Gästen in unterschiedlichen Veranstaltungen in erfreulicher Weise aufgegangen, blickte Kuschnerus zurück. "Das hat die öffentliche Wahrnehmung des Reformationstages gestärkt." Die Kirche freue sich auch in diesem Jahr auf eine gute Resonanz. Das bedeute nicht, dass sie Menschen den Spaß an Halloween verderben möchte: "Für uns steht jedoch am 31. Oktober die Aktualität des reformatorischen Erbes im Vordergrund."

Dazu gehört Kuschnerus zufolge die Beschäftigung mit Begriffen wie Freiheit und Vielfalt. Sie sollten in diesem Jahr mit Veranstaltungen zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer und zur "Fridays for Future"-Bewegung aufgenommen werden. Zur Frage, ob es mit Blick auf den Reformationstag Konflikte mit Vertretern der katholischen Kirche oder der Jüdischen Gemeinde in Bremen gebe, sagte Kuschnerus, es gebe keine Kritik. "Wir befinden uns in einem engen vertrauensvollen Austausch." Zahlreiche ökumenische Gottesdienste am Reformationstag zeigten, dass dieser "im guten Miteinander" gemeinsam gefeiert werde.

Anders als in Bremen hatten in Niedersachsen neben religionskritischen Gruppen vor allem die jüdischen Gemeinden den Reformationstag als Feiertag mit dem Hinweis auf judenfeindliche Äußerungen des Reformators Martin Luthers (1483-1546) abgelehnt. Auch die katholische Kirche war gegen den Reformationstag.

Der Tag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen gegen Missstände in der mittelalterlichen Kirche durch Luther am 31. Oktober 1517. Nach Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen hatte im Juni vergangenen Jahres auch der Landtag in Bremen dem Reformationstag als neuem gesetzlichen Feiertag zugestimmt, der damit an der Weser in diesem Jahr zum zweiten Mal regulär arbeitsfrei ist. In Mecklenburg-Vorpommern ist er wie in ganz Ostdeutschland außer Berlin bereits seit der Wiedervereinigung ein gesetzlicher Feiertag. (7068/27.10.19)

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Politiker und Kirche diskutieren über Grenzen der Toleranz

Emden (epd). Am Abend vor dem Reformationstag will der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher mit Politikern über Grenzen der Toleranz diskutieren. Gäste des Podiumsgespräches am 30. Oktober in der Neuen Kirche in Emden sind die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat (Grüne), der SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff sowie der neu gewählte Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (unabhängig), wie die reformierte Kirche am Donnerstag mitteilte.

Toleranz gelte in der Gesellschaft als eine unbestreitbare Tugend, sagte Heimbucher. Zurzeit nähmen aber intolerante und feindselige Ausdrucksweisen zu. Populistische Politiker schürten Angst und Hass. Der Theologen mahnte, schon oft habe eine menschenverachtende Sprache den Weg für terroristische Gewalttaten gebahnt. Auf dem Podium sollen die Gäste deshalb der Frage nachgehen, wie eine demokratische Gesellschaft auf Hass und Gewalt reagieren muss. (4136/24.10.19)

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Kirchenempfang thematisiert Rechtsextremismus

Wolfsburg (epd). Die zunehmenden rechtspopulistischen und rechtsextremen Tendenzen in der Gesellschaft will Wolfsburgs Superintendent Christian Berndt in den Mittelpunkt eines Empfangs am Reformationstag (31. Oktober) stellen. Bei dem gemeinsamen Empfang der Wolfsburger Kirchen soll Pastor Wilfried Manneke einen Festvortrag mit dem Titel "Rechtsextremismus ist Gift für unser Land" halten, teilte der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen am Mittwoch mit.

Berndt führt zusammen mit Vorsfeldes Propst Ulrich Lincoln durch den Abend. In Wolfsburg sind Gemeinde der hannoverschen und der braunschweigischen Landeskirche beheimatet. Erstmalig laden in diesem Jahr die braunschweigische Propstei Vorsfelde sowie der hannoversche Kirchenkreis Wolfsburg-Wittingen gemeinsam zum Jahresempfang ein.

Die aktuellen Entwicklungen seien toxisch für eine demokratisch-freiheitliche Gesellschaft, mahnte Berndt. Die steigenden Zahlen von Rechtspopulisten bereiteten auch Manneke, der mehr als 20 Jahre Gemeindepfarrer in Unterlüß bei Celle war, zunehmend Sorge. Manneke ist Vorsitzender der Initiative "Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" in der hannoverschen Landeskirche. Für sein Engagement wurde der Theologe im vergangenen Jahr mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. (4111/24.10.19)

epd lnb gum bjs