Weihnachtsbotschaften 2019 aus den ev. Kirchen in Niedersachsen

Nachricht 20. Dezember 2019

Braunschweig, 18.12.2019

Neue Perspektive der Zuversicht 
Weihnachtsbotschaft von Landesbischof Dr. Christoph Meyns

Braunschweig/Wolfenbüttel. Landesbischof Meyns hat sich in seiner Weihnachtsbotschaft gegen den Pessimismus und die Vorherrschaft schlechter Nachrichten gestellt. Aus christlicher Überzeugung biete Weihnachten eine neue Lebensperspektive der Zuversicht und Tatkraft, schreibt er an die rund 300 evangelischen Kirchengemeinden im Braunschweiger Land: „Die Welt muss nicht bleiben wie sie ist.“

Der Mensch, so Meyns, sei zur Freude bestimmt. Das sei seine Berufung. In Jesus Christus sei Gott zur Welt gekommen und überlasse sie nicht sich selber: „Diese Welt ist nicht Gott los.“

Der Landesbischof zeigt sich beeindruckt von den vielen Initiativen, die gerade vor Weihnachten Not lindern und Menschen helfen. Er dankt allen, die sich in Familie, Beruf und Ehrenamt für das Wohl anderer einsetzen: „Sie leisten einen unersetzlichen Beitrag für ein gutes Miteinander und verdienen unseren Respekt.“

Weihnachtsbotschaft im Wortlaut

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Leer - Evangelisch-reformierte Kirche

Ein Lichterfest voll Widerstand...

... feiern unsere jüdischen Nachbarn beim Chanukkafest.
In diesem Jahr vom 22. bis zum 30. Dezember. Jeden Tag wird ein weiteres Licht am Leuchter entzündet. Denn im zweiten Jahrhundert vor Christus war der Jerusalemer Tempel durch den Seleukidenkönig Antiochus entweiht worden. Der ließ sich selber als Gott verehren.
Nach der Rückeroberung durch den jüdischen Widerstand fand man im Tempel nur noch einen winzigen Krug reinen Öls. Doch auf wunderbare Weise leuchtete der Leuchter damit acht Tage lang – so lang, bis neues Öl hergestellt war.
Gott schenkt uns die Kraft, in aller Dunkelheit ein Licht anzuzünden.
Das feiern unsere jüdischen Nachbarn an Chanukka.
Diese Erinnerung soll uns auch an Weihnachten einleuchten.
Und uns Kraft geben, selber zu widerstehen:
Dem Antisemitismus. Der Menschenfeindlichkeit. Dem Hass.

Wir wünschen ein gesegnetes Weihnachtsfest 2019!

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Oldenburg, 20.12.2019 
Weihnachtsbotschaft 2019 von Bischof Thomas Adomeit

Lassen Sie sich von Weihnachten überraschen

Schon in der Adventszeit erwarten Kinder und auch manche Erwachsene gespannt, was der Adventskalender täglich für sie bereithält. Es gibt digitale Adventsbegleiter, selbstgemachte oder auch die mit 24 Schokotäfelchen.

Schön, dass es diese Vorfreude gibt!

Zum Weihnachtsfest schreiben Kinder noch Wunschzettel und warten ungeduldig auf die Bescherung. Doch ist es häufig auch hier die – vielleicht kleinere – Überraschung, die echte Freude auslösen kann, mehr als das erwartete Geschenk.

Überraschungen kommen von Herzen. Und sie gehen dem zu Herzen, der sie bekommt. Sie zaubern ein Lächeln ins Gesicht. Vorfreude, Überraschungseffekt, Glücksgefühl – so kann es sein, wenn eine Überraschung gelingt.

Vielleicht ist Weihnachten gerade deswegen ein so beliebtes Fest, weil es mit kleinen Geheimnissen und Überraschungen daherkommt.

Als der Evangelist Lukas vor knapp 2.000 Jahren die Geschichte über die Geburt Jesu aufschrieb, werden seine Leserinnen und Leser zunächst auch überrascht gewesen sein. Einerseits fühlten sie sich an die alten

Verheißungen des Propheten Jesaja erinnert: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht… Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.“

Aber andererseits hatten sie sich die Geburt des Messias ganz anders vorgestellt. So wie Lukas es beschrieb, konnte doch keiner in die Welt kommen, der das Heil für alle bringen sollte. Ein umsichtiger Herrscher und mächtiger Held sieht anders aus als ein armseliges Kind in der Krippe. Dazu diese junge Frau aus dem Volk, ungewollt schwanger, an ihrer Seite ein Mann, der nicht der Vater des Kindes ist, nein, das passt alles nicht zusammen.

Die Verse, die Menschen seit vielen Generationen zum Weihnachtsfest hören „Es begab sich aber zu der Zeit…“, steckten damals voller Überraschungen. Und doch gingen sie den Menschen zu Herzen. Sie trugen die Botschaft weiter: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“

Gehen uns diese Worte noch zu Herzen? Oder sind sie nur Beiwerk zu einem Fest, das längst seine Bedeutung verloren hat? Die Sehnsucht nach einer heilen Welt ist groß, so wie zu alten Zeiten. Es ist die Sehnsucht nach einem gelingenden, sinnvollen Leben in Frieden. Aber auch die Sorgen sind groß. Wie ist das mit dem

Klimawandel, der so bedrohlich nahe kommt? Wie kann es auf dieser Welt gerechter zugehen? Was ist zu tun für die Menschen, die sich in unsicheren Booten auf das Mittelmeer begeben? Wie können wir umgehen mit dem offenbar zunehmenden Antisemitismus in unserem Land? Kann die Botschaft von Weihnachten überhaupt helfen in all dem Unheil?

Die Botschaft der Heiligen Nacht lautet: „Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Die das zuerst hören, sind die Hirten. Sie kannten nicht die Sorgen von heute, aber sie kannten die Sorge um ihr tägliches Brot und um ihre Tiere. Und sie kannten auch die Sorge um den Frieden für ihr Land, das andere besetzt hielten. Sie kannten die Sehnsucht nach einer sicheren Heimat und nach einer geschützten Existenz. Fürchtet euch nicht – das tat ihnen gut. Ich verkündige euch große Freude, das hörten sie gern. Und heute ist es nicht anders. Auch wir brauchen Worte, die uns umarmen, die uns Kraft geben, die Hoffnung wecken, die sogar heilen können. Damals wie heute haben wir Menschen Sehnsucht nach solchen Worten, um den persönlichen und den gesellschaftlichen Sorgen begegnen zu können.

Lassen wir uns doch ein auf diese alten Worte, die schon so viele Generationen vor uns angerührt haben. Bleiben wir offen für die Hoffnung auf eine Zukunft, die mit der Weihnachtsgeschichte in die Welt kommt. Vielleicht erleben wir eine Überraschung. Was haben wir zu verlieren, wenn wir getröstet wie die Hirten fröhlich unsere Wege gehen und anderen davon erzählen? Nichts. Was haben wir zu gewinnen? Lassen wir uns überraschen.

Fröhliche Weihnachten wünscht Ihnen

Ihr Thomas Adomeit
Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

Die Weihnachtsgeschichte zum Nachlesen: Lukas, Kapitel 2. Die noch älteren Verheißungen finden Sie im Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 9 und 11.
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