Ausstellung im RPI Loccum: Surreale Gefühls-Fragmente

Nachricht 09. September 2019
Jean Luc – gemeinsam mit Dr. Simone Liedtke, im RPI zuständig für die Kunstausstellungen – vor der Wand mit seinen Gefühls-Fragmenten. Foto: Beate Ney-Janßen

Loccum (ade). „Suchen ohne Ankommen“ wird für drei Monate im Religionspädagogischen Institut Loccum (RPI) zu sehen sein. Der Braunschweiger Künstler Jean Luc zeigt unter diesem Titel eine Auswahl seiner Collagen.

Es war sein Unvermögen, sich in der deutschen Sprache auszudrücken, über Gefühle zu reden, Diskussionen zu führen, die Jean Luc in den 1980er Jahren dazu brachte, eine neue Ausdrucksform zu wählen. Er, der französischsprachige Schweizer, hatte sich genügend Kenntnisse angeeignet, um in dem Land, in dem er nun lebte – Deutschland – den Alltag gut bewältigen zu können. Für vieles andere, was er aber mitteilen wollte, reichte das nicht aus. Und gerade in jener Zeit hätte er gerne und viel auch über existenzielle Fragen geredet. Denn die Zeit, in der er begann, sich über Kunst auszudrücken, fiel mit jener zusammen, in der er die Diagnose HIV-positiv bekam. Zehn Jahre folgten, erzählt er, in denen er nie wusste, ob er noch länger als einige Monate zu leben habe. Doch er habe Glück gehabt – heute nehme er eine Tablette am Abend und dann gehe es ihm gut.

Nahezu beiläufig erzählt er seine Geschichte beim Rundgang entlang der Bilder auf den Fluren des RPI, erzählt auch davon, dass er zu Beginn seiner Berufslaufbahn Lehrer war, dann einen Friedens- und Entwicklungsdienst leitete, Jahre auch in Afrika verbrachte und in Braunschweig schließlich Mitarbeiter der Aids-Hilfe wurde. Ehrenamtlich arbeitet er – Jahrgang 1946 - in diesem Bereich immer noch und widmet sich ansonsten seiner Kunst.

Diese Kunst besteht ausschließlich aus Collagen. Kataloge, Zeitschriften, in erster Linie aber Bücher, sagt er, nutze er, um diese Collagen zu erstellen. Kaum ein Bildband in seiner Wohnung sei vollständig – daraus sammle er schließlich die Einzelteile, die er später zu seinen Bildern zusammenstelle. Surreal ist sehr vieles von dem, was dann entsteht. Die Surrealisten, sagt er, hätten ihn seit seiner Jugend fasziniert. 

Im RPI hat Jean Luc mehrere Serien aufgehängt. Eine befasst sich mit der Rückeroberung der Landschaft in unserer Welt. „Engpässe“ nennt er eine andere. Der Glaube spielt eine Rolle in dem aus 40 kleinformatigen Collagen bestehenden Bild. „Gefühls-Fragmente“ hat er diese Wand betitelt. Die 40 Bilder seien aber nur ein kleiner Ausschnitt des Ganzen, fügt er hinzu.

Die Ausstellung „Suchen ohne Ankommen“ ist bis zum 8. Dezember 2019 im RPI Loccum zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags, 9 bis 18 Uhr, an den Wochenenden von 9 bis 12 Uhr.

Text: Beate Ney-Janßen